Auch für die Mitarbeiter birgt die Einführung eines Logistikmanagements klare Vorteile. Verbesserungen in der Organisation von Kundenterminen (Planung und Durchführung) führen dazu, dass Mitarbeiter weniger gestresst sind, da sie nicht von Termin zu Termin hetzen müssen. Weniger Stress bewirkt meist eine defensivere Fahrweise, wodurch die Gefahr von Verkehrsunfällen und Geschwindigkeitsüberschreitungen reduziert wird. Beides kann zu längeren Ausfallzeiten von Mitarbeitern für den Betrieb führen. Auch direkte Kostenersparnisse, wie z. B. die Bezuschussung von Fahrkarten des ÖPNV, die Möglichkeit, Firmenfahrzeuge für den Arbeitsweg zu nutzen, sowie Bonuszahlungen für besonders spritsparendes Fahren, tragen zur Motivation von Mitarbeitern bzgl. des ökologischen Verhaltens bei.
Information & MotivationErfolgreich lässt sich ein betriebliches Logistikmanagement im Handwerksbetrieb nur mit motivierten und engagierten Mitarbeitern umsetzen, da sie Schlüssel zum Erfolg sind. Die Mitarbeiter dort abzuholen, wo sie vor der Einführung des Logistikmanagements stehen, und sie für dieses Thema zu sensibilisieren und vorzubereiten, ist das Ziel. Dafür ist es sinnvoll, die Mitarbeiter frühzeitig anzusprechen und sie in die Planung und Umsetzung mit einzubeziehen. Dies gestaltet sich bei kleinen Handwerksbetrieben im Gegensatz zu großen Unternehmen meist einfacher, da die Betriebsinhaber oder Fuhrparkverantwortlichen einen direkteren Draht zu den Mitarbeitern haben. Mit Praxisbeispielen anderer Betriebe oder Kosten-Nutzen-Gegenüberstellungen können die Vorteile für den Betrieb dargelegt werden.
Planung & BedarfsanalyseHäufig ist das Problem oberflächlich betrachtet klar. Die Fahrzeit der Mitarbeiter verringern oder die Auslastung der Fahrzeuge erhöhen. Bei detaillierter Betrachtung ergeben sich jedoch Fragen und Auswirkungen von Verbesserungsmaßnahmen, die nicht ohne weiteres überschaut werden können. Mithilfe folgender Fragen kann die Bedarfsanalyse und Zielformulierung systematisch angegangen werden:
- Pünktlichkeit der Mitarbeiter bei Kundenterminen verbessern
- gestresste Mitarbeiter entlasten
- Anzahl von unproduktiven Leerfahrten verringern
- häufige Materialbeschaffung vermeiden
- Finanzielle Belastung durch Fixkosten des Fuhrparks minimieren
- Treibstoffkosten reduzieren
- CO2 Ausstoß verringern
- Wie dringlich ist die Lösung einzelner Probleme? Prioritäten festlegen.
- Ist ein Problemverständnis auf allen Unternehmensebenen vorhanden?
- Gemeinsames Verständnis der Probleme, Ursachen und Ziele auf allen Ebenen und in allen Zweigen schaffen (Führung, Verwaltung, Lager, Innendienst, Außendienst, Vertrieb)
- Welche Personen innerhalb und außerhalb des Betriebs müssen in die Analyse & Zielformulierung eingebunden werden (Führung, Fuhrparkverantwortlicher [evtl. Meister oder Sekretariat], Gesamte Belegschaft oder nur einzelne Mitarbeiter, Externe Berater)
Ein Informationsaustausch zwischen dem Fuhrparkverantwortlichen und seinen Mitarbeitern ist der einfachste Weg, um die Potenziale/ Probleme zu entdecken. Je nach Größe des Unternehmens kann dies auch nur mit Personen des betroffenen Bereichs stattfinden. Zur Unterstützung ist es möglich, externe Mobilitätsberater hinzuzuziehen. Diesen stehen erprobte Werkzeuge wie die Wohnstandorts-Analyse der Belegschaft (Ecolibro), ein Prozesskostenrechner (Verkehrsclub Deutschland) oder erprobte Fragebögen zur Verfügung. Bei den Gesprächen sollte geklärt werden, ob ein gemeinsames Problemverständnis besteht. Darauf aufbauend kann ein Zeitplan mit den einzelnen Arbeitsschritten, Aufgaben und Verantwortlichkeiten entwickelt und umgesetzt werden.
Je nach Problem und Zielsetzung sind unterschiedliche Informationen, die zum Teil schon in den vorangegangenen Kapiteln näher beschrieben wurden, notwendig, um geplante Veränderungen erfolgreich durchzuführen. Folgende Themenbereiche, die zum Teil in den vorangegangenen Kapiteln näher beschrieben wurden, können für die Datenerhebung zur Feststellung der Ausgangssituation genutzt werden.
Standort Betrieb / FilialenWie im Kapitel
Transportbedarf in Betrieben/Der Betriebsstandort beschrieben, spielt die Erreichbarkeit des Betriebes eine wichtige Rolle, sei es für die eigenen Mitarbeiter, Lieferanten oder auch den Weg zur Baustelle, zu anderen Filialen oder zum Kunden. Da die meisten Unternehmen an ihren Standort gebunden sind, gibt es nur bei einem Neubau oder einer Erweiterung die Möglichkeit, hierauf Einfluss zu nehmen. Trotzdem empfiehlt es sich, den eigenen Standort zu analysieren und zu bewerten, um hieraus Empfehlungen abzuleiten. Stehen die Mitarbeiter häufig im Stau? Lässt sich dieses Problem durch eine verbesserte Routenplanung minimieren? Wie ist die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV)? Können Mitarbeiter den ÖPNV für den Arbeitsweg nutzen? Werden Mitarbeiter unabhängig vom Verkehrsaufkommen und ohne eigenes Fahrzeug zu Baustellen transportiert? Kennen alle Mitarbeiter die Möglichkeiten des ÖPNV im Umfeld des Betriebs?
Für Betriebe, die in der Stadt oder am Stadtrand ansässig sind, kann es sinnvoll sein, bestimmte Aufträge mit einem Lastenrad zu erledigen. Dies ist gut für die Gesundheit, kann Staus umgehen und zeigt auf den ersten Blick ökologisches Engagement.
Wohnorte der MitarbeiterKönnen Synergieeffekte zwischen Betrieb, Wohnort und Kunden/ Baustellen genutzt werden? Wenn Mitarbeiter beispielsweise in der Nähe der Kunden wohnen, können diese morgens direkt von zu Hause losfahren. So können Staus umgangen und damit Arbeitszeit und Spritkosten eingespart werden.
Anzahl der MitarbeiterWelche personellen Ressourcen stehen für die Planung und Umsetzung von Logistikoptimierungen zur Verfügung. Können Mitarbeiter neben ihrer normalen Tätigkeit das Thema auch über einen längeren Zeitraum betreuen? Je nach Größe der Belegschaft sollte überlegt werden, wie die Mitarbeiter am besten angesprochen und motiviert werden können.
Stellplatzangebot für Mitarbeiter und KundenIn größeren Betrieben kann es bzgl. des Stellplatzangebotes für Fahrzeuge zur „Konkurrenz“ zwischen Mitarbeitern und Kunden kommen. Hier kann es sinnvoll sein, der Belegschaft die Vorzüge des ÖPNV (falls vorhanden) zu erläutern, ggf. kann die Nutzung des ÖPNV durch eine finanzielle Unterstützung des Betriebes gefördert werden.
FuhrparkoptimierungDer Fuhrpark sollte einer regelmäßigenPrüfung unterliegen. Werden alle Fahrzeuge benötigt? Sind die eingesetzten Fahrzeuge für Ihren Einsatzzweck richtig dimensioniert oder evtl. überdimensioniert? Wie hoch ist die Auslastung einzelner Fahrzeuge? Welche Schadstoffklassen besitzen die Fahrzeuge? Bei Neuanschaffung sollten auch alternative Antriebsarten wie gasbetriebene Verbrennungsmotoren oder Elektroantriebe geprüft werden. Siehe auch
Der betriebliche Fuhrpark Fahrtkosten-/ DienstreiseregelungGibt es eine Fahrtkostenerstattung für Dienstfahrten mit dem privaten Fahrzeug? Müssen CO
2-arme Verkehrsmittel bei Dienstreisen bevorzugt genutzt werden? Ist bereits ein Job-Ticket für die vergünstigte Nutzung des öffentlichen Personennahverkehrs im Betrieb vorhanden oder ist eine Einführung geplant? Können Mitarbeiter mit Elektrofahrzeugen an eigener Ladesäule laden? Stehen firmeneigene Lasten-/Elektrofahrräder zur Verfügung und können diese auch privat genutzt werden? Wird ein Dienstradleasing angeboten mit den gleichen steuerlichen Vorteilen, welche für Dienstwagen gelten?
Individuelles VerkehrsverhaltenWie ist die Einstellung der Mitarbeiter gegenüber bestimmten Verkehrsmitteln? Sind die Möglichkeiten, mit ÖPNV und Fahrrad zur Arbeit zu kommen, bekannt? Können sich Mitarbeiter vorstellen, mit einem Elektrofahrzeug oder Lastenrad zu fahren? Können betriebliche Aufgaben mit öffentlichen Verkehrsmitteln erledigt werden? Welchen Stellenwert hat die Umwelt für die Mitarbeiter und sind sie bereit, ggf. Komforteinbußen hinzunehmen? Zur Datenaufnahme kann ein Fragebogen hilfreich sein.
Für weitere Ideen zur Optimierung der betrieblichen Mobilität, siehe auch
Transportbedarf in Betrieben und
Der betriebliche Fuhrpark Einführung und Umsetzung