Im Gewerbe bietet sich als weitere Möglichkeit der Einsatz im Bereich von technologischer Prozesswärme an. Die wesentliche Bedingung ist erneut, dass die thermische Energie über einen sehr großen Zeitraum im Jahr benötigt wird. Je nach eingesetzter KWK-Technologie muss das jeweilige Temperaturniveau der Abwärme beachtet werden. Bei Verbrennungsmotoren werden bei der Wärmeentnahme mittels Öl- und Kühlwasserwärmeübertragern Temperaturen zwischen 60 und 90 °C erreicht, Stirlingmotoren realisieren Temperaturen bis 85 °C. Zum Erreichen höherer Temperaturniveaus bis 140 °C, ist eine Heißkühlung der Motoren erforderlich, die aufgrund gleichzeitiger elektrischer Wirkungsgradverluste selten genutzt wird. Alternativ ermöglichen Mikrogasturbinen konstant hohe Temperaturen von 200 bis 400 °C. Anwendungsmöglichkeiten sind z.B. Heizprozesse in lebensmittelverarbeitenden Gewerben sowie Trocknungsprozesse von Holz, Textilien oder anderen Gütern.
Ein weiteres Anwendungsfeld ist die Klimatisierung mittels Kraft-Wärme-Kälte-Kopplung (KWKK). Hierbei wird die KWK-Abwärme mittels Adsorptions- oder Absorptionskälteanlagen für die Gebäudeklimatisierung oder Prozesskühlung genutzt.
Um eine KWK-Anlage wirtschaftlich betreiben zu können, muss diese in der Regel eine hohe Laufzeit von mindestens 5.000 bis 6.000 Betriebsstunden pro Jahr erreichen, wobei eine hohe Eigenverbrauchsquote des erzeugten Stroms anzustreben ist.
Daher ist eine Anpassung an den Strom- und Wärmebedarf der angeschlossenen Verbraucher erforderlich, der als Führungsgröße für die Auslegung und den Betrieb der Anlage auszuwählen ist. Der erzeugte Strom wird in der Regel von den angeschlossenen Verbrauchern zunächst selbst genutzt und kann bei nachlassendem Strombedarf in das öffentliche Netz eingespeist werden. Die erzeugte Wärme kann jedoch bei zurückgehendem Wärmebedarf der angeschlossenen Verbraucher nicht oder nur in begrenztem Umfang, z. B. in einem Wärmespeicher, zwischengespeichert werden. Daher wird in den meisten Fällen der Wärmebedarf der Verbraucher als Führungsgröße für den Betrieb einer KWK-Anlage gewählt. Bei dieser wärmegeführten Betriebsweise bestimmt die Wärmenachfrage die Laststufe der KWK-Anlage bzw. den Einschalt- und Ausschaltzeitpunkt. [1]
Betriebsweise von BHKW-Anlagen
| Wärmegeführt | Stromgeführt | Kombiniert |
Stromverwendung
| ohne Einschränkung (Eigenutzung und / oder Netzeinspeisung)
| nach Bedarf der Verbraucher, nach wirtschaftlichen Erwägungen
| nach Bedarf der Verbraucher, nach wirtschaftlichen Erwägungen
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Wärmeverwendung
| nach Bedarf der Verbraucher | ohne Einschränkungen ggf. Zwischenspeicherung | nach Bedarf der Verbraucher ggf. Zwischenspeicherung ggf. stromseitige Einschränkungen
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Anwendungs-beispiele
| Energieversorgung von Gebäuden | Einbindung in Ferwärmesysteme | Energieversorgung von Krankenhäusern
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KWK ist sowohl bei Neuerrichtungen als auch im Sanierungsfall aufgrund seiner Vielseitigkeit geeignet. Übliche Brennstoffe sind Erdgas, alternativ Flüssiggas, Heizöl und Diesel. Ferner können erneuerbare Energieträger, wie Pflanzenöl, Biodiesel, Holzpellets und Biogas, gegebenenfalls Klär- oder Deponiegas eingesetzt werden. Für Brennstoffzellen ist der Einsatz von Wasserstoff möglich. Bei einer Ersatzinvestition kann somit die Infrastruktur des Energieträgers beibehalten werden.
Zitierte Quellen:
[1] BHKW-Fibel - Wissen in kompakter Form, ASUE – Arbeitsgemeinschaft für sparsamen und umweltfreundlichen Energieverbrauch e.V.